Kleine Fabel

oder:

Du musst nur die Laufrichtung ändern!

Kafkas Katze

Von einer Künstler-Kollegin habe ich vor Kurzem einen genialen Satz zugemailt bekommen. Sie hatte sich zur Teilnahme an einer Ausstellung beworben. Unter dem Betreff Die Jury hat getagt wurde ihr die Ablehnung folgendermaßen versüßt:

Unsere Entscheidung ist keinesfalls als Urteil über Ihre Arbeit zu verstehen.

Nachtrag

Mikrokosmos

Irgendwann vor ziemlich vielen Jahren war es mancherorts beliebt, das eigene Poesialbum mit ein paar aufmunternden Sätzen zu eröffnen.
So etwa:

Liebe Leute groß und klein,
schreibt mir in mein Album rein,
reißt mir keine Blätter raus,
sonst ist unsre Freudschaft aus!

Dem möchte ich ein Stück aus Gregor von Tours Geschichte der Franken zur Seite stellen, wieder aus dem Internet Medieval Sourcebook, deswegen wieder auf Englisch.
Zugegeben, es gibt da wohl gewisse Unterschiede.
Beim Poesiealbum lass ich mir die leeren Seiten bequemerweise von anderen Leuten füllen, die sich dafür ihrerseits bei irgendwelchen Dichtern bedienen, während ich bei meinem eigenen Buch die meiste Arbeit selbst erledigen musste.
Und doch …
Hier jedenfalls das Textstück. Es steht, an die Nachwelt gewandt, ganz am Ende des zehnten Buchs, nach einer Aufzählung der bisherigen Bischöfe von Tours:

And bishop of God, whoever you may be, if our Martianus has trained you in the seven disciplines, that is, if he has taught you by means of grammar to read, by dialectic to apprehend the arguments in disputes, by rhetoric to recognize the different meters, by geometry to comprehend the measurement of the earth and of lines, by astrology to contemplate the paths of the heavenly bodies, by arithmetic to understand the parts of numbers, by harmony to fit the modulated voice to the sweet accents of the verse; if in all this you are practiced so that my style will seem rude, even so I beg of you do not efface what I have written. But if anything in these books pleases you I do not forbid your writing it in verse provided my work is left safe.

Aus: Book X, 31. List of the bishops of Tours.

Horch, was kommt von draußen rein?

Wenn man vom griechischen Wort für Wahrheit ein paar Buchstaben wegstreicht, trifft man plötzlich auf die gute alte Lethe: aletheia.
Es ist aber nicht wahr, dass man deswegen gleich in der dunklen Unterwelt am Fluss des Vergessens hocken muss, sondern ganz im Gegenteil, das Unvergessene liegt in der Wahrheit.
Durch das Wegstreichen von Buchstaben kann man natürlich alles und nichts beweisen. Zum Beispiel, wenn ich mich auf den schönen Begriff der brotlosen Kunst zurückbesinne, ist es im Zusammenhang mit der Auffassung von Wahrheit als dem Unvergessenen natürlich reizvoll, auch das deutsche Wort Unvergessenes zusammenzustreichen.
Eigentlich sollte jetzt noch ein eleganter Schlenker zum Metaphernbegriff kommen, aber mir schwirrt schon den ganzen Morgen das holahi-rufendes Vergissmeinnicht durch den Kopf:

Wenn ich dann gestorben bin, Hollahi, hollaho,
Trägt man ich zum Grabe hin, Hollahi, hollaho.
Setzt mir keinen Leichenstein, Hollahi, hollaho,
Pflanzt mir drauf Vergissnichtmein, Hollahi, hollaho.

Mehr dazu an einem anderen Tag …

Schwarzer Schimmel Blog

Was macht Kunst zu brotloser Kunst?
Und wie lebt es sich so als brotlose Künstlerin?
Um solche Fragen wird es hier im Blog gehen.

Auf den anderen Seiten stell ich Aktionen und andere Manifestationen des Schwarzen Schimmels vor.