In meinem ersten Kunsthochschuljahr meinte ein Prof anlässlich einer Arbeitsbesprechung, ich müsste mich darauf gefasst machen, dass ich mich mit meiner Herangehensweise an die Kunstdinge später einmal dem Vorwurf der Naivität aussetzen würde.
Ein Vorwurf ist ja eigentlich was Schönes, vor allem wenn er trifft. Aber der Prof hat es ja fein formuliert, es geht nicht um einen treffenden oder nicht treffenden Vorwurf, sondern nur darum, sich selbst als Zielscheibe anzubieten.
Seit ich meinen Namen von allem Überflüssigen befreit habe, bin ich öfter über das Wort naiv gestolpert. Den eigenen Vornamen zu halbieren und dann auch noch den Nachnamen abzusäbeln, kommt schon etwas dümmlich daher.
Dümmlich, bzw.:
ahnungslos, arglos, dämlich, einfach, einfältig, gutgläubig, infantil, kindlich, kritiklos, leichtgläubig, nichtsahnend, schlicht, strohdumm, stupide, tölpelhaft, unbedarft, unbefangen, unbekümmert, unerfahren, unfertig, unkritisch, unreif, vertrauensselig.
(Soweit meine Dornseiff- und Internet-Beute an Synonymen mit abwertender Note für das Wort naiv.)
Jedenfalls, sich selbst als naiv zu begreifen, dürfte so praktikabel sein wie sich selbst zu kitzeln.