Wappenkunde

Und warum heißt das Ganze hier nun Schwarzer Schimmel?

Weil man beim Nachdenken über das Verhältnis von Brot und Kunst nicht zwangsläufig die Abzweigung zu M. Yoshotos prächtiger Himmelsgans nehmen muss. Man kann auch bei einem schwarzen Schimmel landen, so wie Gregor Kunz in seinem Essay Brot in den Künsten, Brot in Gang.
Für mich war das genau der richtige Text zur richtigen Zeit und ich freue mich, dass ich hier ein Stück aus der Schlusspassage wiedergeben darf. (Aber besser noch liest man gleich den ganzen Text auf der Webseite des Autors. Der schwarze Schimmel ist ja nur der Sahneklecks.)

Künstler gehen nach Brot, was bleibt ihnen weiter. Von Kunst ist nicht leicht leben und für die Kunst auch nicht. Was Künstler brauchen, steht gleichfalls länger fest: Zuverlässig volle Teller und ein sicheres Dach überm Kopf, freie Lebenszeiten, ein Einkommen, das von der Kunst kommt oder anderweitig verträglich erwirtschaftet werden kann. Darüber hinaus braucht es eine interessierte Minderheit, potentiell oder real existent, und eine gültige Verabredung, dass Kunst notwendig sei, dann Personen und Institutionen, die bereit sind, für Kunst zu zahlen. (…) Der Markt fragt nach Ware, die immerhin Kunst sein darf, der Kunstbetrieb definiert sich durch Zuwahl und Ausgrenzung. Das ist der Spielraum, so scheint’s. Ein freier Künstler ist ein schwarzer Schimmel, nicht nur aus Gründen der Ökonomie. (…)
Gregor Kunz: Brot in den Künsten, Brot in Gang (Essay, 2013) / www.gregorkunz.info

Das mit dem schwarzen Schimmel gefiel mir jedenfalls so gut, dass ich mir das paradoxe Wesen kurzerhand als Wappentier gewählt habe: Für diese Webseite und für neue Kunstaktionen.